Mit dem Wohnmobil durch Neuseeland (Südinsel - Christchurch)
- wolti
- 28. Apr.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Mai
Tag 1
Unser Aufenthalt – noch am Flughafen – startet seit langem Mal wieder mit einem westlichen Frühstück, bestehend aus Croissants, Frucht-Porridge und einem guten Kaffee. Wir schaffen den letzten Shuttle zu unserem Wohnmobil-Anbieter und schauen uns diese riesigen Fahrzeuge an: 3,30 m hoch und 7,20 m lang. Das sieht eigentlich auf den ersten Eindruck nicht so aus, als wäre das für die nächsten 35 Tage zu wenig Platz – zumindest nicht aus der Fahrer-Perspektive.
Nachdem die Formalitäten erledigt sind, machen wir eine kurze Übergabe samt Einweisung und verstauen unsere 5 Koffer und das restliche Gepäck eher schlecht als recht, da die außenliegenden Seitenluken zu flach sind und die Koffer nicht hinein passen (unsere Erfahrungen mit dem Wohnmobil hier).
Nach einem kleinen Einkauf direkt am Verleih (wie z.B. Tabs für die Toilette sowie einem Besuch am "zu verschenken" Regal, an dem Reisende bei ihrer Rückkehr Überbleibsel wie Lebensmittel, Getränke oder Hygienemittel abgeben können) wird alles verzurrt.
Da wir sowohl von der Route als auch der jeweiligen Aufenthaltsdauer flexibel bleiben wollten, haben wir keine Stellplätze oder Camping-Grounds gebucht und wollen nun so schnell wie möglich etwas essen und einen Platz für die Nacht finden. In der Annahme, das Wohnmobil sei voll betankt bzw. entleert, fahren wir langsam los.
Wir finden einen gut bewerteten Döner (THE KIWI KEBAB), welcher unsere Erwartungen erfüllt. Da wir aber doch ziemlich in den Seilen hängen und die Mädels quasi nichts hinunter bekommen und fast durchweg schlafen, müssen die Service-Mitarbeiter das sicher anders wahrgenommen haben…
Wir machen ein paar kleinere Einkäufe in den unmittelbar angrenzenden Läden. Hier fallen uns Menschen auf, die wegen einer Dose Limonade in den Laden kommen. Und da wir gut 15 Minuten noch immer am Durchforsten des Sortiments sind, erneut dieselben Leute nochmal beim Äpfel und Eier kaufen treffen. Aber wenn man gegenüber wohnt, ist das wohl nicht unüblich.
Wir räumen alles grob ein und fahren los. Über verschiedene Navigations-Apps versuchen wir auf den Karten grüne Bereiche auszumachen, die sich potentiell zum Parken eignen, sind aber mit Linksverkehr, den kranken Kindern und dem Schiff von Auto dermaßen gefordert, dass wir uns entscheiden, in eine der Stadtrandlagen zu fahren.
Vor dem Eingang des „Christchurch Adventure Park“ werden wir auf einem leeren Grasparkplatz fündig. Dieser lässt Spielraum bei den ersten richtigen Einparkversuchen – gut, dass keine weiteren potentiellen Kollisionsobjekte vor Ort sind. Und auch keine Zuschauer – trotz Rückwärtskamera!
Wir richten uns ein und stellen fest, dass die 175.000 Km Laufleistung deutliche Spuren am Wohnmobil hinterlassen haben und müssen an den Gedanken, wie viel wir nun eigentlich dafür bezahlen, ordentlich schlucken. Doch wir steigen darüber hinweg und machen früh am Abend die Vorhänge zu, die Lichter aus und die Kids schlafen im Nu ein.
Für uns ist es ein komisches Gefühl. Wir hören Vögel und Insekten. Das haben wir die letzten 15 Monate sehr vermisst. In unserer Heimat in Süddeutschland zirpen umso eine Jahreszeit die Grillen um die Wette und auch ihre gefiederten Jäger hört man bis auf wenige Stunden am Tag erzählen.
Während dem Einschlafen fährt nun doch noch ein Geländewagen auf den Parkplatz, der Motor läuft eine Weile. Wir haben eine Self-Contained-Variante bei unserem Wohnmobil gewählt – und aus diesem Grund lässt man uns wahrscheinlich gewähren, die Luft ist wieder rein und wir schlafen ein.
Tag 2
Morgens weckt uns ein zunehmender Verkehr, der Park öffnet seine Pforten und vom Jogger bis zum ambitionierten Mountain-Biker, der mit SUV und Fully anrückt, stehen auch für uns die Zeichen in Richtung „Aufbruch“.
Wir finden mit dem „Emperor's New Clothes“ ein hervorragendes Café, welches wir nach einiger Parkplatzsuche und einem Spaziergang mit Aussicht über die Stadt aufsuchen und neben Avocado-Aufstrich mit pochiertem Ei, Zimtschnecken, Café und leckeren Smoothies unseren Urlaub einläuten wollen. Doch die Mädels sind schlapp und versinken erneut unter dem Tisch… Ich laufe mit dem Kleinen, um das Wohnmobil zu holen, durch eine beeindruckende Gegend mit verschiedensten Blumen und blühenden Bäumen, welche wir noch nie gesehen haben!
Nach 3 Toilettengängen und einigen Malen Händewaschen ist bei einer Zwischenkontrolle plötzlich der Frischwassertank leer. Unsere Selbstbestimmtheit löst sich zunehmend in Luft auf und auch der Preis für das Frühstück lässt uns in Hinblick auf das Budget nach einem größeren Kaufhaus für Lebensmittel Ausschau halten. Die Mängel am Fahrzeug und seiner Ausstattung nehmen weiter zu und immer wieder überlegen wir, den Wohnmobil-Verleih aufzusuchen und uns zu beschweren. Aber die Situation ist anstrengend genug und Ärger überflüssig – wieder was gelernt fürs nächste Mal.
So fahren wir schließlich im Tasman Holiday Park vor und bekommen einen Stellplatz mit Wasser und Strom und buchen direkt – zunächst für eine Nacht (doch dabei sollte es nicht bleiben).
In unmittelbarer Nähe finden wir einen Woolworths (insgesamt ein Komplex, welcher neben eines vielfältigen Angebotes aus Lebensmitteln und Dingen des alltäglichen Bedarfes auch diverse Shops und Restaurants enthält) und auch dessen Parkplatz mit einigen Stellplätzen am Rande des Parkplatzes (in Straßennähe), sollte uns noch einige Tage begleiten und einen prägenden Eindruck von Christchurch hinterlassen. Wir decken uns mehrfach mit verschiedensten Lebensmitteln ein, besonders mit frischen Orangen, Manuka-Honig* (um der Erkältung entgegenzuwirken) und – anders als erwartet – mit Kiwis aus Italien. Wir kaufen Bücher*, Sportgeräte*, Spiele*, Schreib- und Malutensilien*, und Alltagsgegenstände* zum Kochen im Wohnmobil. Die Mitgliedschaft, um einen Preisvorteil von etwa 20% zu erhalten, können wir leider nicht abschließen.
Wir essen die nächsten Tage direkt im Wohnmobil auf dem Parkplatz und abwechselnd gehen die Erwachsenen zum Proviant aufstocken, während die Mädels nahezu den ganzen Tag schlafend im Wohnmobil verbringen. Die Geräuschkulisse ist immer wieder durchdrungen von kräftigen Motoren und Möwengeschrei.
Der Campingplatz und seine Annehmlichkeiten sind tatsächlich angenehm, wir fühlen uns jedoch gefangen, zwischen Tür und Angel sozusagen. Immer auf dem Sprung.
Tag 4
Nach dem Frühstück läuft plötzlich Wasser aus der Nasszelle. Die Dusche steht bis Oberkante unter Wasser, ein Weiterfahren ist so nicht möglich. Selbst das Betreten des Wohnmobils bringt die Wasserwage aus dem Gleichgewicht. So kommt es, wenn Zulauf und Ablauf nicht richtig angezeigt werden... Also erst mal Wasser aus der Nasszelle schöpfen, bevor wir zur nächsten Dump-Station fahren können.
Nachdem die Mädels neben Essbesteck endlich wieder in der Lage sind auch Stifte* in der Hand zu halten, raffe ich mich mit meiner Mittleren auf – wir besuchen ein von unserer Basis (Woolworths-Parkplatz) aus nahe gelegenes Musikfachgeschäft, um Talente, Stimmung und Musen auf unserem Trip zu fördern. Wir werden mit einer Mundharmonika* für Sie und einer Gitarre* samt Verstärker* für die Allgemeinheit fündig. Abends gehen wir in das nächstgelegene Restaurant mit lokaler Küche und werden zum ersten Mal (nicht zum letzten) schwer enttäuscht.
Tag 5
Trotz runterfahren jeglicher Anstrengungen verbringen wir den 31.12. im Krankenhaus, der Zustand der Kinder war wieder ins Negative umgeschlagen.
Unsere Geduld wurde nach einigen Untersuchungen gegen Mitternacht mit einer Runde Wassereis belohnt, doch die finale Beurteilung sollte sich noch bis ca. 3 Uhr morgens hinziehen, weshalb wir es uns zu 5. auf einer Liege und einem Stuhl so bequem mit möglich zu machen versuchen. Ein bisschen wie die Speisung der 5000, nur eben anders.
Die Nacht ist anstrengend, wird begleitet von lautem Husten und Röcheln vor der Tür. Situationen, die einen selbst wieder fragen lassen, ob es denn wirklich so schlimm ist, sich das alles antun zu müssen, im Vergleich zu anderen Patienten, denen es noch schlechter geht. Aber es ist die richtige Entscheidung, wie sich auch später noch rausstellen sollte. Die Ärzte sind sehr freundlich, sprechen des Nachts mit ruhiger und leiser Stimme. Versuchen zu analysieren, zu erklären, einen optimalen Weg zu finden.
Nachdem wir endlich fertig sind, fragen wir beim Sicherheitsdienst, ob wir denn den Parkplatz noch für einige Stunden nutzen dürfen – man ist nicht unmenschlich, erkundigt sich, „für wie lange“ und winkt uns ab.
Mit einem bunten Porridge aus allem, was uns hilfreich erscheint, versuchen wir uns allen wieder Farbe und Leben in die Gesichter zu bringen. Der Manuka soll das Blatt wenden – so hoffen wir, jeden Löffel aufs Neue! Knoblauch und selbstgemachte Kräuterbutter, wir greifen nach jedem Strohhalm – das kann doch einfach nicht wahr sein…
Wie die Mäuse ins Loch, flüchten wir nach dem Frühstück wieder zu unserem vertrauten Campingplatz, für eine weitere – eine letzte Nacht! Uns dreht sich der Helm und wir müssen raus! Wir sprechen uns gegenseitig gut zu…. Mut zu… dass es das Beste wäre. Heute nochmal alle Kraftreserven mit einem selbstgebrutzeltem Abendessen mobilisieren.
Der mickrige Ofen ist gegen uns. Das selbstgemachte Knoblauch-Baguette sieht sinnbildlich aus, wie die Landschaft und viele, viele Warnschilder, die uns später noch einholen und immer wieder und wieder begegnen sollten… Mit zugeschwollenen Gesichtern wünschen wir uns ein frohes, ein gesundes neues Jahr…
Tag 6
Neujahr. Wir packen zusammen. Der Entschluss ist gefasst. Nichts hält uns mehr – wir brechen auf!
Eine kurze erfolglose Suche nach einem Kamerafachgeschäft.
Eine kurze Suche nach einem Barber („heute nur für Privatkunden – sorry „Bro““).
Ok.
Es ist ja Silvester-Morgen.
Dass gefeiert wurde, haben wir nicht mitbekommen.
Aber es ist uns auch egal – wir wollen raus.
Wir passieren das rostige "Vogelnest", und umso weiter wir rauskommen, umso besser, umso richtiger fühlt es sich an! Wir hatten beinahe vergessen, weshalb wir hergekommen sind.
Wir flüchten vor dem Wetterumschwung und wollen über den Arthur´s Pass nach Greymouth!
Heute noch - oder morgen.
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